"Als noch dichte Waldungen den Bielberg und seine Nachbarn bedeckten, lebte im Dorfe Frohnau ein Bergmann, Daniel Knappe, fromm und brav, aber sehr arm. Er hatte sieben Kinder und ein krankes Weib in seiner Hütte. Er wusste nicht, wie seine Not enden sollte, und war nahe daran, an der göttlichen Hilfe zu zweifeln. Da erschien ihm im Traum ein Engel und sprach zu ihm: »Gehe morgen in den Wald! Am Fuße des Schreckenberges ragt eine Tanne hoch über alle Bäume des Waldes hervor. In ihren Ästen wirst du ein Nest mit goldenen Eiern finden. Dies ist dein, gebrauche es wohl!«
Als Daniel am anderen Morgen erwachte, erinnerte er sich des Traums und ging hinaus in den Wald. Er wollte das Nest mit den goldenen Eiern ausnehmen. Bald hatte er auch die bezeichnete Tanne in der Nähe der Wolfshöhle gefunden und kletterte rasch in ihren Ästen bis in den höchsten Wipfel hinauf. Aber er fand nichts.
Traurig, dass ihn der Traum getäuscht hatte, stieg er wieder herab und setzte sich auf die Wurzeln des Baumes. Er sann hin und her. Dabei fiel ihm ein, dass mit den Zweigen wohl auch die Wurzeln der Tanne gemeint sein könnten. Die Vermutung wurde bald zum festen Glauben. Eilig lief er heim und holte aus seiner Hütte das Gezäh zum Schürfen. Eifrig begann er den Schurf. Kaum hatte er die Dammerde durchbrochen, als ihm mächtige, nach allen Seiten streichende Silbergänge entgegenblinkten. Er sank auf die Knie und dankte Gott.