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Grabungen am Annaberger Franziskanerkloster

Die Ausgrabungen am ehemaligen Annaberger Franziskanerkloster in Annaberg-Buchholz gehören nach Aussagen des Sächsischen Landesamtes für Archäologie zu den bedeutendsten Fundorten in Europa. Sie eröffnen einen äußerst aufschlussreichen Blick in die Geschichte einer traditionsreichen Bergstadt.
Am 13. März 2017 präsentierten der Sächsische Finanzminister Dr. Georg Unland, die sächsische Landesarchäologin Dr. Regina Smolnik sowie Grabungsleiter Silvio Bock die bisherigen Funde.

Unter den Stücken befinden sich Artefakte aus der Zeit der metallurgischen Nachnutzung im 16. und frühen 17. Jahrhundert. Entdeckt wurden über 400 Probiergefäße aus dem 16. und frühen 17. Jahrhundert sowie über 80 Aschkupellen, die zum Probieren des Metalls benutzt wurden. Bedeutsam sind ferner Reste von Muffel- bzw. Probieröfen, wie sie bereits Georgius Agricola und Lazarus Ercker beschrieben en sowie verschiedene Schmelztiegel, die zur Silberverarbeitung genutzt wurden. Weitere Funde sind ein Siegelstempel, mehrere Münzen und Jetons, darunter ein böhmischer Weißgroschen aus dem Jahre 1618, ein sächsischer Rechenpfennig von 1592, zahlreiche Keramikscherben, das Fragment einer Grubenlampe sowie mehrere Bergeisen.

Bedeutsam sind ferner der komplett erhaltene Grundriss der Klosteranlage, das größtenteils erhaltene Backsteinpflaster im Kreuzgang sowie 14 Bestattungen im Kreuzgang. Aber auch Reste der Klosterkirche sowie Einbauten metallurgischer Gewerke aus der Zeit der Nachnutzung als Münze und Silberkammer wurden gesichert. Insgesamt überbrücken die Funde einen Zeitraum vom späten 15. bis ins 20. Jahrhundert.

Das Annaberger Franziskanerkloster gehörte im 16. Jahrhundert zu den bedeutendsten Anlagen seiner Art in Sachsen. Auf über 3.000 m² dominierte es die nördliche Annaberger Altstadt. 1502 legte Stadtgründer Herzog Georg der Bärtige den Grundstein. Schon 1540 wurde es aber im Zuge der Reformation wieder aufgelöst. Danach wurde es unter anderem als Münzstätte, als Bergmagazin und als Fürstenhaus genutzt. Später wurden auf den Grundmauern Amtsgericht und Finanzamt errichtet. Bis zum Jahr 2021 soll auf dem Areal das zentrale Finanzamt des Erzgebirgskreises entstehen. Die Architektur wird dabei an das ehemalige Franziskanerkloster angelehnt. Vor dem Baustart soll voraussichtlich im Juni 2017 das Grabungsfeld nochmals der Öffentlichkeit präsentiert werden.

Ansprechpartner

Person
Dr. Christoph Heiermann
Funktion
Landesamt für Archäologie Sachsen
Telefonnummer
0351 8926 603
E-Mail