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„Montanregion Erzgebirge“ ist UNESCO-Welterbe

Welterbe

Universeller Wert für die Menschheit

Am 6. Juli 2019, um 14.39 Uhr deutscher Zeit, wurde die "Montanregion Erzgebirge" während der diesjährigen Sitzung der UNESCO in Baku in die Liste des Welterbes aufgenommen. Damit ist schwarz auf weiß dokumentiert, dass die Bergbautradition der südsächsischen Region einen universellen Wert für die Menschheit darstellt. Dazu der Oberbürgermeister von Annaberg-Buchholz, Rolf Schmidt: "Mit der Aufnahme ins UNESCO-Welterbe steigt das Erzgebirge in die "höchste Liga" des Tourismus auf. Weltweit wird die Aufmerksamkeit auf unsere Region mit ihren zahlreichen bergbaulichen und kulturhistorischen Schätzen gelenkt. Das wird ohne Zweifel vielfältige positive Wirkungen entfalten. Annaberg-Buchholz - von hier aus entdeckt man das Welterbe".

Vom Bergbau im Erzgebirge gingen vielfältige Wirkungen für Kulturlandschaft, Technik und Wissenschaft, für Tradition und Brauchtum sowie das Leben der Menschen aus. Die Besiedlung und Entwicklung der Region, der technologische und städtebauliche Fortschritt sind nur in diesem Kontext zu erklären. Überregional entwickelte der erzgebirgische Bergbau große Strahlkraft. 800 Jahre Montanwesen prägten die Region grenzübergreifend und brachten Innovationen von weltweiter Bedeutung hervor. Das montane Erbe ist bis heute über und unter Tage lebendig erlebbar. Der Satz "Alles kommt vom Bergbau her" ist im Erzgebirge bis heute ein geflügeltes Wort.

Insgesamt beinhaltet das UNESCO-Welterbe "Montanregion Erzgebirge" 22 Bestandteile, 17 auf deutscher und fünf auf tschechischer Seite. In ihrer Gesamtheit repräsentieren diese ausgewählten Denkmale, Natur- und Kulturlandschaften die wichtigsten Bergbaugebiete und Epochen des sächsisch-böhmischen Erzbergbaus.

Annenkirche

Welterbe-Sachzeugen in Annaberg-Buchholz

Annaberg-Buchholz ist nicht nur aufgrund seiner zentralen Lage im Erzgebirge, sondern auch im Hinblick auf die zahlreichen bergbaulichen Sachzeugen ein idealer Ausgangspunkt, um das UNESCO-Welterbe "Montanregion Erzgebirge" in der Region zu entdecken. Hier löste der große Silberfund am 28. Oktober 1491 das "Berggeschrey im Erzgebirge" aus, in dessen Folge am 21. September 1496 die "Neue Stadt am Schreckenberg" gegründet wurde. Bereits im Jahr 1530 war sie nach Freiberg die zweitgrößte Stadt Sachsens.
Der Atem einer traditionsreichen Bergbauregion ist in Annaberg-Buchholz noch heute auf Schritt und Tritt zu spüren. In der der Berg- und Adam-Ries-Stadt sind zahlreiche Sachzeugen und Sehenswürdigkeiten nur im Zusammenhang mit dem Bergbau erklärbar.

Im Bereich des Bergrechts nimmt die Stadt eine Vorreiterrolle ein. Die Schreckenberger Bergordnung von St. Annaberg (1499), erste gedruckte deutsche Bergordnung, und die Annaberger Bergordnung von 1509 erlangten überregionale Bedeutung. Letztere galt ab 1511 für das gesamte Herzogtum Sachsen. Die Joachimsthaler Bergordnung, inhaltlich von der Annaberger Bergordnung übernommen, erlangte Bedeutung für alle böhmischen Bergreviere. In ihren Grundzügen galt die Annaberger Bergordnung bis 1851 in Sachsen, bis 1854 in Böhmen, Mähren und Schlesien und bis 1865 in Preußen. Darüber hinaus übernahmen viele Bergreviere in Europa und auf dem amerikanischen Kontinent das Regelwerk.

Zum UNESCO-Welterbe in Annaberg-Buchholz gehören u. a. drei Bergbaulandschaften in Buchholz, Frohnau und Geyersdorf, die Annaberger Altstadt mit ihren geschichtsträchtigen Gebäuden, die St. Annenkirche, der Frohnauer Hammer sowie der Markus-Röhling-Stolln.

Die geschichtsträchtige, planmäßig gegründete Annaberger Altstadt ist durch einen großzügigen Marktplatz, eine Stadtmauer, eine gitterförmiges Straßennetz sowie zahlreiche historische Gebäude geprägt. Dazu gehören z. B. Reste des einst bedeutsamen Annaberger Franziskanerklosters, das Bergamt, die Bergkirche St. Marien sowie das Annaberger Rathaus. Darüber hinaus wird im Adam-Ries-Haus, in der Stadtbibliothek, im Hotel "Wilder Mann" sowie im Haus des einzigen Münzmeisters Lazarus Ercker die bergbauliche Vergangenheit lebendig. Umschlossen wird die Altstadt von der Stadtmauer mit ihren einst fünf Toren und 19 Türmen. Rund 50% der Anlage sind bis heute erhalten geblieben.

Annenkirche

Wahrzeichen der Stadt – 500-jährige Annenkirche

Das wichtigste Bauwerk im Stadtzentrum ist St. Annen, die größte spätgotische Hallenkirche Sachsens und das Wahrzeichen von Annaberg-Buchholz. Der Sakralbau dominiert das Stadtbild und enthält mit dem Bergaltar von 1521, der ersten umfangreichen Darstellung des Silberbergbaus in Sachsen, mit dem außergewöhnlichen Schlingrippengewölbe, mit der "Schönen Tür" sowie den 100 Emporenreliefs der "biblia pauperum" wertvolle Kunstschätze.
Mit der Bergkirche "St. Marien" gibt es ein sakrales Haus, das von 1502 bis 1512 von der Knappschaft finanziert und von ihr bis ins 19. Jahrhundert betrieben wurde. Bedeutsam sind u. a. die Bergmannskanzel sowie seit einigen Jahren das Holzbildhauer.-Kunstwerk "Bergmännische Krippe".

Neben den städtebaulichen Schätzen im Stadtzentrum ist Annaberg-Buchholz durch unverwechselbare Bergbaulandschaften geprägt. Im Ortsteil Frohnau befindet sich ein ausgedehntes Haldengebiet. Es zeugt eindrucksvoll vom aktiven Bergbau zwischen dem 15. und 20. Jahrhundert. Auf Bergbaulehrpfaden oder im Besucherbergwerk "Markus-Röhling-Stolln" gibt es noch heute die Chance, sich auf eine bergbauliche Zeitreise in den "Bauch des Berges" zu begeben. Hauptattraktion ist das neun Meter hohe Kunstrad, das originalgetreu und voll funktionsfähig nachgebaut wurde.
Ein Hauptbestandteil der Bergbaulandschaft ist der Frohnauer Hammer. Das älteste Schmiedemuseum Deutschlands und das erste technische Denkmal Sachsens gehört zu den bekanntesten Ausflugszielen des Erzgebirges. Historisch bedeutsam sind das voll funktionsfähige, im Original erhaltene Hammerwerk aus dem 17. Jahrhundert, eine Ausstellung alter Schmiedeerzeugnisse sowie das geschichtsträchtige Hammerherrenhaus von 1697.

Die älteste Bergbaulandschaft von Annaberg-Buchholz befindet sich am Osthang des Pöhlberges im Ortsteil Geyersdorf. Etwa um 1400 begann im Grubenrevier "St. Briccius" der Bergbau auf Zinn sowie später auf Kupfer- und Silbererze. Beeindruckende Zeugnisse des Altbergbaus, wie z. B. Schächte, Firstbaue oder Gedingezeichen etc. machen die Bergbaugeschichte lebendig. Ebenso können geologische Aufschlüsse, wie tektonische Verwerfungen, Sinterbildungen oder Erzgänge entdeckt werden. Nach Voranmeldung sind dafür im mittleren St.-Briccius-Stolln Besucherführungen möglich.

Im Stadtteil Buchholz macht eine markante Doppelkegelhalde, die so genannte Halde 116 im historischen Bergrevier "Drei Könige", die bergbauliche Vergangenheit unübersehbar. Neben diesem landschaftsprägenden Sachzeugnis gibt es im Buchholzer Stadtwald zahlreiche Raithalden. Sie sind Zeugnisse des Zinnerzbergbaus. Darüber hinaus weisen z. B. die Grube "Alte Thiele" sowie eingestürzte Gruben, so genannte Pingen, auf den einst umfangreichen Bergbau in Buchholz hin.

Bergparade Annaberg-Buchholz

Vorreiter für Berg- und Bürgerrechte, Technologien, Aktien und Münzwesen

Der erzgebirgische Bergbau entfaltete vielfältige Wirkungen für Technologie und Wissenschaft, für Bürgerrechte und Solidargemeinschaften und für die Geldwirtschaft.  

Technologisch hatten die erzgebirgischen Bergstädte eine Vorreiterrolle inne. Das lag u. a. darin begründet, dass der Bergbau hohe Anforderungen z. B. an Metallkunde und Geologie, das Hüttenwesen, die Wasserführung, die Energiegewinnung, die Erzförderung sowie die Bewetterung der Bergwerke stellte. In diesem Kontext ist auch die Gründung der Bergakademie Freiberg als erste montanwissenschaftliche Bildungseinrichtung der Welt im Jahr 1765 zu sehen.   

In wissenschaftlicher Hinsicht hielt bereits im 16. Jahrhundert der berühmte Bergbaugelehrte Georgius Agricola, der Begründer der ersten Technikwissenschaft (Die Zeit, 18.03.1994), den technologischen Fortschritt im Erzgebirge in seinem montanwissenschaftlichen Grundwerk von 1556 "De re metallica" fest. Es besaß über 200 Jahre Bedeutung für den internationalen Bergbau und die Metallkunde.

Auch im Hinblick auf die Bürgerrechte gingen wichtige Impulse von den erzgebirgischen Bergstädten aus. Das wichtigste Privileg war die persönliche Freiheit. Der Bergmann durfte sich mit seiner Familie nach Belieben niederlassen oder frei mit seinem Hab und Gut fortziehen.
Die Knappschaften (Foto) stellten frühe Formen der Gewerkschaften und aktive Solidargemeinschaften dar. Sie unterstützten Bergleute bzw. deren Familien bei Krankheit, Unfall und Tod. Die Gelder dafür wurden durch freiwillige Lohnabzüge aufgebracht.
Darüber hinaus bildeten sie wirksame Interessenvertretungen der Bergleute. Es gibt sie seit über 750 Jahren.
Geradezu revolutionär waren die Bestimmungen im Arbeitsrecht: Für die Bergleute galten eine Wochenarbeitszeit von Montag bis Samstag, freie Sonn- und Feiertage für den Gottesdienstbesuch sowie ein Dreischichtsystem.

Nicht zuletzt gab der erzgebirgische Silberbergbau auch in monetärer Hinsicht wichtige Impulse. Der Name Joachimstaler - im böhmischen Erzgebirge von 1520 bis 1528 in großen Mengen ausgemünzt - verdrängte die Bezeichnungen Gulden- oder Silbergroschen. Auch in Polen (Joachimik), Russland (Jefimok), Italien (Joachimico) und Frankreich (Jacondale) wurden daraus Münznamen gebildet. Der zweite Teil des Namens (Taler) wurde zur Bezeichnung für die Großsilbermünze schlechthin: Taler, Talar (polnisch), Tallero (italienisch), Daalder (niederländisch) und Daler (schwedisch). Auch die Bezeichnung Dollar und Dala (Hawaii) leiten sich von diesem Wortstamm ab.

Außerdem gab es im Erzgebirge sehr früh eine Art Aktiensystem. Es handelte sich um Regelungen für die Anteilseigner am Bergwerk. Gehandelt wurden "Kuxe", d. h. Anteile an Bergwerken, die in der Rechtsform einer bergrechtlichen Gewerkschaft betrieben wurden.

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